Vor ein paar Tagen war ich mal wieder unterwegs um ein paar Aufnahmen von Gaia zu machen und ich kam an einer wirklich hübschen Bank vorbei, die ich direkt für ein paar Bilder nutzen wollte. „Leider“ hatte ich nur mein 70-200mm Objektiv dabei und musste fest stellen, dass ich das Bild so, wie ich es in meinem Kopf hatte, nicht auf das Bild bekommen würde. Ich nutze meistens immer die volle Brennweite meines Objektives aus (in dem Fall also 200mm) um damit die bestmögliche Schärfentiefe zu erhalten. Aber so passte einfach nicht alles drauf.
In so einem Fall hat man nun folgende Möglichkeiten:
- die Brennweite anders wählen und somit an Schärfentiefe zu verlieren
- den Bildausschnitt anders wählen, um die volle Brennweite auszunutzen – entweder kleineren Ausschnitt oder wenn möglich ein paar Schritte zurück gehen (letzteres war zumindest keine Option in dem Fall ^^)
- ein anderes Objektiv wählen (was auch nicht ging ^^)
- oder das Bild mit der „Brenizer Methode“ aufzunehmen.
Ich entschied mich für letzteres ^^
Die Brenizer Methode ist im Grunde nichts anderes als ein Panorama, was man aufnimmt… nur dass man es nicht am Horizont ausrichtet und einfach nach links und rechts aufnimmt, wie man es meistens kennt, sondern sein Motiv „in Teilen“ aufnimmt und am Ende wieder zusammensetzt.
Klingt erstmal recht simpel, oder? In der Praxis ist das ganze dann doch nicht gaaaanz so einfach und etwas zeitintensiver als es erstmal klingt.
Da ich von dem Bild mit der Bank keine Vergleichsfotos für einen Blogbeitrag gemacht habe, werde ich euch den Entstehungsprozess von diesem Bild hier näher zeigen, was auch mit dieser Methode erstellt habe.
Aber beginnen wir von vorne… zuerst nehmt ihr euch also ein Objektiv ab 85mm Brennweite (oder mehr) und positioniert euer Motiv und euch entsprechend. Dann stellt ihr die Kamera ein, dass der Fokus dort sitzt wo er sein soll (wahrscheinlich auf dem Gesicht ^^) und danach stellt ihr das Objektiv auf den Manuellen Modus, damit sich keine Einstellungen, aber vor allem auch der Fokus, nicht mehr verschiebt!
Danach beginnt ihr euer Motiv abzulichten. Ich habe beim Gesicht angefangen und dann erstmal nach unten fotografiert und dann im Kreis um Gaia herum weiter fotografiert. Im Grunde sah das ganze dann so aus. Anhand der Pfeile könnt ihr sehen wie ich fotografiert habe und die Bilder A-E sind Beispiele aus der gesamten Datei, wie die einzelnen Aufnahmen dann aussagen
Wichtig ist, dass ihr beim Fotografieren auch eure Position nicht verändert, da ein Positionswechsel auch immer ein Perspektivenwechsel ist und sich so die Bilder verändern können. Das macht am Ende das zusammen setzen der Bilder schwerer! Auch ist es wichtig, dass ihr immer für ein paar Überlappungen bei den Bildern sorgt. Wie ihr sehen könnt habe ich zB bei Bild E auch noch mal die Ohren von Gaia mit drauf oder bei D einen Teil ihrer Seite. Diese Überlappungen helfen nachher beim zusammen setzen, damit das Ergebnis schöner aussieht.
Ich selbst bin da immer sehr gründlich und habe teilweise auch mal Überlappungen von der Hälfte des Bildes davor gemacht, nur „um auf Nummer sicher zu gehen“… das ist aber überhaupt nicht notwendig… aber dementsprechend viele Aufnahmen hatte ich am Ende, die ich dann auch nutzen konnte um das Bild schön zusammen zu setzen.
Ich selbst habe die Bilder einfach via Photoshop zusammen gesetzt. Man kann seine Bilder aber auch einfach in eine Panoramasoftware packen und dann werden die Aufnahmen automatisch zusammen gefügt. Da sich eine Anschaffung für mich zurzeit nicht lohnt, habe ich damit leider keine Erfahrungswerte.
Ich habe also jedes Bild einzeln in eine Datei eingefügt und neben das vorherige Bild gesetzt. Dadurch entstehen durchaus „harte Ränder“, die man aber mit einem weichen Radierer einfach weg radieren kann (deswegen sind die Überlappungen auch so wichtig!
Hier seht ihr die Ränder im Detail und im Anschluss die „teilweise radierte Version“ ^^
Das ganze macht man dann einige Mal bis man alle Bildausschnitte zusammen gefügt hat. Im gesamten Betrachtet sieht man das hier und da ein paar Ecken doch noch vergessen wurden und noch der ein oder andere Rand ausgebessert werden musste
Das ist mit ein bisschen Wissen allerdings relativ fix gemacht. Hier habe ich das Bild dann schon ein wenig zurecht geschnitten und man kann gut erkennen, wo noch ein paar Ecken fehlen. Hier kann man jetzt einfach den Bildausschnitt etwas anpassen.
Oder man macht sich die Arbeit und füllt die fehlenden Stellen einfach auf… wie ich es gemacht habe. Beides ist sicher okay und muss jeder für sich entscheiden… man kann auch einfach beim nächsten mal etwas genauer beim fotografieren aufpassen 😉
Das Ganze bestand übrigens aus etwas über 40 Ebenen und die JPG Datei war am Ende riesig! Sie war 250MB groß und hat eine Größe von 19777×13185 Pixel… also wirklich riesig!
Ich habe das Bild dann noch meinem normalen Workflow unterzogen und ein bisschen Farben angepasst und bisschen Stimmung rein gebracht.
Sicher fragen sich einige jetzt, ob das Ergebnis den Aufwand wirklich notwendig ist und ob man nicht lieber zB mit einer geringeren Brennweite fotografiert. Das habe ich in dem Fall natürlich auch mal gemacht und man sieht hier schon einen sehr deutlichen Unterschied. Das Bild ist mit exakt den gleichen Einstellungen fotografiert, nur eben als kompletter Bildausschnitt und mit 70mm Brennweite
Wenn man die Möglichkeit hat, kann man natürlich auch einfach ein paar Schritte zurück gehen um die volle Brennweite auszunutzen. In dem Fall konnte ich das auch machen und habe hier auch noch einen Vergleich für euch. Ebenfalls gleiche Einstellungen, nur ein paar Meter weiter zurück gelaufen:
Ich denke man sieht hier wirklich einen großen Unterschied bei der Unschärfe und auch wenn mit das Bild mit den 200mm bereits gut gefällt, so finde ich die Unschärfe durch die Brenizer Methode noch mal ganz anders.
Ich werde auf jeden Fall in Zukunft noch ein bisschen mit der Methode ein weniger herum experimentieren, da ich denke, dass man damit noch einiges mehr heraus holen kann, aber es ist eben auch ein bisschen zeitaufwendiger durch das Zusammen setzen am PC und der Hund muss in dem Fall natürlich auch ein bisschen mit spielen, zumindest so lange wie man den Hund „abfotografiert“. Tatsächlich ist Gaia zB auch irgendwann weg gegangen, als ich den Hintergrund abfotografierte.. das war dann in Ordnung ^^
Die Methode wurde von Herrn Brenizer (der die Methode nicht erfunden, aber so perfektioniert hat, dass sie nach ihm benannt wurde ^^) vor allem in der Menschenfotografie eingesetzt, was natürlich noch mal ein bisschen einfacher ist, als bei einem Hund.. wer möchte kann sich seine Arbeiten ja mal hier anschauen: https://500px.com/ryanbrenizer
Falls ihr noch Fragen zu der Methode habt, schreibt mir gerne in den Kommentaren 🙂
Habt ihr denn schon mal mit der Methode selbst gearbeitet oder in diesem Beitrag zum ersten mal davon gelesen?